Kommentar

Stackelberg will einfach nicht zahlen

Stuttgart - 21.05.2010, 13:00 Uhr


Es muss die Krankenkassen ja mächtig wurmen, die rund 320 Millionen Euro an zu viel erhaltenen Rabatt an die Apotheken zahlen zu müssen, Geld, das den Apotheken aufgrund des Schiedsstellenentscheids rechtmäßig zusteht. Nein, sie wollten und

Ihr Klagen gegen den Schiedsstellen-Entscheid hat so recht nicht geholfen. Also, was tun, fragte sich der Spitzbub (oder wie heißt der Spitzenverband des Bundesverbands abgekürzt)?

Ach ja, da erinnerte sich der Spitzenverband rein zufällig an rund 250 Millionen Außenstände, die die Kassen von bestimmten Herstellern seiner Meinung nach zu erhalten haben. Es sind die Millionen, die Arzneimittelhersteller den Kassen schulden aufgrund eines nicht bezahlten 10-Prozent-Generikaabschlags. Da nach Meinung der Kassen einige Hersteller ihre Generika nicht korrekt gekennzeichnet haben, sind sie bisher durchs Raster gefallen und haben sich auf die Liste der vom Abschlag befreiten Generika gemogelt. Nach Kassenauffassung stehen sie also unrechtmäßig auf dieser Befreiungsliste – und so kommt es zum Streit.

Dumm nur, dass laut Gesetz die Apotheken die Inkassostellen der Krankenkassen für diesen Abschlag sind. Einfach für die Krankenkassen: Sie holen sich die fehlenden Millionen von ihren 21500 Inkassostellen, den Apotheken. Das geht sogar ganz einfach: Man kürzt die Apothekenrechnungen entsprechend, wie Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des KGV-Spitzenverbands, seinen Krankenkassen empfiehlt. Ganz passend, dass dies mit der Rückzahlung der Rabatt-Millionen zusammenfällt. Unterm Strich sieht die Rechnung so aus: Ziehe 250 von 320 ab und zahle nur noch 70 Millionen.

Die Apotheken können nun versuchen, die ausstehenden Generikaabschläge von den uneinsichtigen Herstellern zu holen. Aber: Wenn diese vorher schon nicht an die Kassen zahlten, warum sollten sie jetzt an die Apotheken zahlen? Da liegen Klagen in der Luft.

So richtig glücklich sollen wir mit den 320 Millionen Rabattminderung nicht werden…


Peter Ditzel