"Abtreibungspille"

Mifepriston in Italien umstritten

Rom - 12.04.2010, 12:52 Uhr


Das zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch eingesetzte Mifepriston ist zwar seit Juli 2009 in Italien zugelassen, aber dennoch ist seine Anwendung erst in wenigen Regionen

Italien hatte im letzten Sommer als einer der letzten EU-Mitgliedstaaten gegen den Widerstand der katholischen Kirche und konservativer Parteien den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch mit der so genannten Abtreibungspille erlaubt, die in Deutschland schon seit 1999 auf dem Markt ist. Das vom italienischen Parlament verabschiedete Rahmengesetz delegiert allerdings die letzte Entscheidung über das Verbot oder die Erlaubnis der Anwendung von Mifepriston an die Provinzen. Obwohl die Republik Italien seit jeher zentralistisch regiert wird, sind dort die 20 Regionen für das Gesundheitswesen zuständig. Die von Ministerpräsident Berlusconi geführte Partei Popolo della Libertà (PdL), die in der Lombardei (Mailand), Latium (Rom), Kampanien (Neapel) und fünf anderen Regionen regiert, befürwortet die Anwendung von Mifepriston. Die mit Berlusconi koalierende Lega Nord, die in Piemont (Turin) und Venezien regiert und als konservativ und „frauenfeindlich“ gilt, ist jedoch dagegen. Die stärkste Oppositionspartei Partito Democratico (PD) ist wiederum dafür.


Erstmals wurde Mifepriston in Piemont verschrieben, wo es aber nun verboten ist, nachdem die Lega Nord bei den letzten Parlamentswahlen im März über den PD gesiegt hatte. Seit Kurzem wird das Mittel auch in Apulien angewendet, wo der PD regiert. Die Lombardei und die meisten anderen Regionen dürften bald diesem Beispiel folgen. Allerdings gibt es unterschiedliche Ansichten über die „Ausführungsbestimmungen“. Der PdL möchte, dass die Frauen nach der Anwendung von Mifepriston, die nur im Krankenhaus erfolgt, noch drei Tage dort bleiben; der PD hingegen möchte sie gleich nach der Behandlung wieder aus der Klinik entlassen, damit der Schwangerschaftsabbruch möglichst nicht auffällt und die Patientinnen nicht sozial geächtet werden.


Dr. Wolfgang Caesar