Öko-Test

Rezeptfreie Schmerzmittel - auch mit Koffein empfehlenswert

Berlin - 30.11.2015, 16:25 Uhr

Ob Brause- oder normale Tablette: Die meisten Mono-Schmerzarzneimittel schneiden bei Öko-Test gut ab. (Foto: Bilderbox)

Ob Brause- oder normale Tablette: Die meisten Mono-Schmerzarzneimittel schneiden bei Öko-Test gut ab. (Foto: Bilderbox)


Schmerzen lassen sich mit rezeptfreien Präparaten oft gut behandeln. Auch bei Öko-Test schneiden die meisten Schmerzmittel aus der Apotheke gut ab – selbst Kombinations-Arzneimittel. Von 74 getesteten Produkten fallen lediglich zwei mit „ungenügend“ durch.

Schmerz- und Fiebermittel gehören zu den Top-OTCs in den Apotheken. Die Auswahl an Wirkstoffen und Präparaten ist groß. Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat für seine Dezember-Ausgabe 74 verschiedene Mono- und Kombinations-Arzneimittel gekauft und von Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Uni Frankfurt untersuchen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 38 Präparate erhielten die Bestnote „sehr gut“ und werden von Öko-Test uneingeschränkt empfohlen. 27 Arzneimittel wurden mit „gut“ bewertet, sieben mit „befriedigend“. Zwei fielen mit „ungenügend“ durch.

Wirksam sind alle

Bewertet wurde zum einen die Wirksamkeit und Sicherheit. Hier gab es wenig zu rütteln: Wirksam gegen Schmerzen und Fieber sind alle Präparate. Und die Gebrauchsinformationen enthalten in der Regel die wichtigen Hinweise zu Risiken und Nebenwirkungen, zur Dosierung sowie zur Anwendung bei Kindern und Schwangeren. Zum anderen schaute Öko-Test genauer auf die verwendeten Hilfsstoffe sowie weitere Mängel.

Alles in allem sieht es gut aus für die nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS), Naproxen und Diclofenac sowie für Paracetamol – vor allem als Monosubstanzen in (Brause-)Tabletten-Form.  Sie bekamen fast alle die Bestnote.

Rehabilitiertes Koffein

Selbst eine Paracetamol/Koffein-Kombi (vivimed mit Coffein) wurde mit „sehr gut“ bewertet.  Alle anderen Koffein-Kombinationen erhielten ein „gut“. Dabei wurde nicht zuletzt diese Kombination immer wieder kritisiert. Doch selbst die Cochrane Collaboration erkannte 2012 einen Vorteil für den Koffeinzusatz: Mit koffeinhaltigen Schmerzmitteln erreichten fünf bis zehn Prozent mehr Patienten eine gute Schmerzlinderung als mit koffeinfreien Präparaten.

Auch Schubert-Zsilavecz meint: „Koffein bedarf einer Rehabilitation“. Aufgrund der Datenlage 2015 seien koffeinhaltige Kombinationsarzneimittel „tatsächlich eine gute Alternative zu den Monopräparaten“ – immer vorausgesetzt, sie werden bestimmungsgemäß gebraucht. Bis heute existierten keine Studien, die belegen, dass Kombinationspräparate mit Koffein die Entwicklung einer Schmerzmittelabhängigkeit und eines medikamentenbedingten Kopfschmerzes stärker begünstigen als Monopräparate. Auch liegen laut Öko-Test keine Daten vor, die eine schlechtere Verträglichkeit von koffeinhaltigen Analgetika belegen würden.

Eine „hervorgehobene Empfehlung“ für die Kombination ASS+Paracetamol+Koffein, wie sie in der „Leitlinie zur Selbstmedikation bei Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp“ zu finden ist, lehnt Schubert-Zsilavecz allerdings ab. Diese beruhe lediglich auf dem klinisch unerheblichen Vorteil, dass unter der fixen Kombination verglichen mit den Einzelsubstanzen der Kopfschmerz rund 15 Minuten früher auf die Hälfte der Ausgangsintensität zurückgegangen war.

Abwertungen für ASS+Paracetamol, Vitamin C-Zusatz und Diclofenac

Gar keine gute Kombi ist laut Öko-Test-Gutachter Schubert-Zsilavecz allerdings weiterhin ASS+Pracetamol ohne Koffein. Spalt- und Togal-Tabletten schnitten daher beide mit „ungenügend“ ab. Die Kombinationen mit zusätzlichem Koffein kamen dagegen auf ein „gut“.

Einigen Präparaten ist auch Vitamin C (Ascorbinsäure) zugesetzt. Dieses verbessere aber weder die Wirksamkeit eines Schmerzmittels noch die Verträglichkeit, betont Öko-Test. Daher wir der Zusatz als unnötig bewertet – und es geht um eine Note nach unten.

Unter den sieben „befriedigenden“ Bewertungen finden sich alle sechs getesteten Diclofenac-Präparate. Hier wurde generell zwei Noten schlechter gewertet, da der Wirkstoff ein Umweltproblem geworden ist: Laut Umweltbundesamt ist er in auffallend hohen Konzentrationen in Oberflächengewässern nachgewiesen. Dabei kann Diclofenac Leber und Nieren von Fischen schädigen.

Ebenfalls nur ein „befriedigend“ bekamen die pinkfarbenen Ibuflam-Lysin Filmtabletten mit dem Farbstoff Erythrosin.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.