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Lieferengpässe, Medikationskonsil und Dieselabgase

10.10.2015, 07:25 Uhr

(Fotos: scottchan, gena96 - Fotolia.com; Montage: DAZ/ekr)

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Lieferengpässe bei Arzneimitteln werden zu einem immer größeren Problem, das BfArM versucht mit eine Liste auf seien Internetseiten zu informieren. Nun bietet das Paul-Ehrlich-Instituts eine Übersicht zu Lieferengpässen bei Humanimpfstoffen. Bleibt abzuwarten, wie aktuell die Liste gehalten werden kann. Abzuwarten bleibt auch, was sich hinter dem Projekt „Medikationskonsil“ verbirgt, mit dem der Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern sich der patientenorientierten Pharmazie nähert. Was sich hinter Dieselabgasen verbirgt und wie gefährlich sie sind, das können Sie unter anderem in unserer Wochenschau lesen

Neue Liste zu Impfstoff-Engpässen

Seit heute bietet das Paul-Ehrlich-Instituts eine Übersicht zu Lieferengpässen bei Humanimpfstoffen gegen Infektionskrankheiten. Angesichts der gehäuft auftretenden Lieferschwierigkeiten war eine solche Liste immer wieder gefordert worden. Sie ist abrufbar unter www.pei.de/lieferengpaesse-impfstoffe-human. In der Übersicht, die auf Informationen der Zulassungsinhaber basiert, sind Impfstoffe gelistet, bei denen es zu Engpässen kommen könnte sowie solche, bei denen nur einzelne Packungsgrößen von einem Engpass betroffen sind. Die Übersicht liefert keine Angaben zu Impfstoffen, die von Parallelvertreibern auf den Markt gebracht werden. Gelistet wird, wann der jeweilige Impfstoff voraussichtlich wieder verfügbar sein wird, zudem sind alternative Impfstoffe genannt.

Patientenorientierte Pharmazie im Nordosten

Der Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern plant mit dem „Medikationskonsil Greifswald“ ein neues Projekt der patientenorientierten Pharmazie. Der Plan sieht vor, dass ein Arzt ein Medikationskonsil der Apotheke auf einem Rezeptblatt verordnet, wenn bei einer Polymedikation der Überblick verloren gegangen ist. Dann soll in der Apotheke gemeinsam mit dem Patienten ein Medikationsplan erstellt werden, der anschließend auf Wechselwirkungen und andere erkennbare Probleme geprüft werden kann. Gestartet werden soll noch in diesem Herbst. Der bisher übliche Begriff des Medikationsmanagements greift hier nicht, weil es nicht um eine kontinuierliche Betreuung geht. 

Bei Grippeimpfstoffen zwischen wirksam und rabattiert wählen?

In der vergangenen Saison wirkte der Grippeimpfstoff nicht optimal – für die kommende sieht es erneut kritisch aus. Vor allem, weil gesetzlich Krankenversicherte in der Regel einen rabattierten Dreifachimpfstoff bekommen werden – und nicht den teureren, aber breiter wirksamen Vierfachimpfstoff. Die möglichen Folgen dieses unbedingten Sparwillens der Krankenkassen wird immer deutlicher: Ein Aufruf zur Grippeimpfung sei nur sinnvoll, wenn man sich für Impfstoffe mit höchster Wirksamkeit und geringster Nebenwirkungsrate entscheidet. Doch gerade dies wird nicht getan. Die trivalenten Impfstoffe, die Gegenstand der Rabattverträge sind, enthalten zwei Influenza-A-Stämme und einen B-Stamm. Es kursiert aber ein zweiter B-Stamm, der nur in teuren, nicht rabattierten Vakzine mit geringem Marktanteil enthalten ist.

Sicherheitshinweis für Adrenalin Autoinjektoren

Wie die Arzneimittelkommission der Apotheker meldet, hat das BfArM per Stufenplanbescheid Maßnahmen angeordnet, die zu mehr Sicherheit bei Adrenalin-Autoinjektoren führen sollen. Die EMA hatte die Wirksamkeit der Autoinjektoren überprüft und kam zu dem Schluss, dass nicht nur die Länge der Nadel oder die Dicke der subkutanen Fettschicht bedeutsam ist. Entscheidend sei auch eine korrekte Anwendung. Daher müssen die Hersteller nun Schulungsmaterialien entwickeln, damit nicht nur medizinisches Fachpersonal, sondern auch Patienten oder Betreuungspersonen die Autoinjektoren richtig anwenden.

Wie gefährlich sind Dieselabgase?

Auf strengere Grenzwerte für Schadstoffe reagierte Autohersteller VW weniger mit dem Bau besserer Motoren. Stattdessen wurde ein elektronisches Programm integriert, das zu hohe Werte automatisch nach unten korrigierte - bis der Pfusch aufflog. Eine pauschale Beurteilung der Toxizität von Dieselabgasen ist nicht möglich, weil sie sich aufgrund der verschiedenen Motoren und Katalysatoren erheblich voneinander unterscheiden. Ältere Studien zu diesem Thema sind aufgrund der technischen Entwicklung nicht mehr aktuell.

„Die Pille“ ist kein Life-Style-Produkt

Die Techniker Krankenkasse (TK) fordert eine bessere Aufklärung zur Antibaby-Pille. Aus ihrer Sicht kann es nur an mangelnder Information liegen, dass die Pillen der 3. und 4. Generation sich im Markt durchsetzen. Oft versprechen die Hersteller neben der Verhütung auch noch Vorteile rund um die Schönheit: die Haut werde reiner, das Haar schöner und die Brüste größer. Junge Frauen, die die Pille verschrieben bekommen, sollten sich informieren und die Beratung ihres Arztes einzufordern. Zumal die oralen Kontrazeptiva der 3. und 4. Generation ein größeres Risiko für die Bildung von Thrombosen haben als die Pillen der 2. Generation – vor allem für junge Frauen, die rauchen und Übergewicht haben. Seit 2014 muss darauf auch in der Fachinformation dieser Präparate hingewiesen werden. 

Mit Zeichensprache Arzneimittel erklären

Flüchtlinge, die in den vergangenen Tagen und Wochen nach Deutschland gekommen sind, werden natürlich medizinisch und arzneilich versorgt. Mittels spezieller Piktogramme können Sprachbarrieren überwunden werden. Die Apothekerkammer und der Apothekerverband Nordrhein stellen ihren Mitgliedern online insgesamt 85 Piktogramme zur Verfügung, die alles, was bei der Einnahme oder Anwendung von Arzneimitteln wichtig ist, verdeutlichen. Erarbeitet hat diese Piktogramme der Weltapothekerverband FIP. Die Piktogramme können unter www.aknr.de (Mitgliederbereich) oder frei verfügbar für alle unter www.av-nr.de runtergeladen und ausgedruckt werden.

Kümmel ist Arzneipflanze 2016

Der Echte Kümmel (Carumcarvi) wurde nun besonders geehrt. Die heimische Wiesenpflanze enthält wie viele Apiaceensie ätherisches Öl. Der Gehalt der offizinellen Früchte beträgt drei bis sieben Prozent. Aus ihnen wird das Kümmelöl gewonnen, das zu rund 60 Prozent aus dem Monoterpen Carvon besteht. Diesem werden die Hauptwirkungen des Kümmels zugeschrieben, das wohl das bekannteste pflanzliche Karminativum ist. 


Dr. Carolina Kusnick (ck), Apothekerin 
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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