Dänische Studie

Einfrieren von Eierstock-Gewebe ist sicher

Berlin/Stuttgart - 07.10.2015, 09:30 Uhr

Studie: Die Entnahme von Eierstock-Gewebe vor der Krebstherapie führte bei jeder dritten Frau zu mindestens einem Kind. (Foto: janulla. iStockphoto.com)

Studie: Die Entnahme von Eierstock-Gewebe vor der Krebstherapie führte bei jeder dritten Frau zu mindestens einem Kind. (Foto: janulla. iStockphoto.com)


Die Erfolgschancen einer Krebstherapie sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Entnahme von Eierstock-Gewebe vor Therapiebeginn kann jungen Frauen ermöglichen, später eigene Kinder zu bekommen.

Der Wunsch nach einem eigenen Kind kann zumindest für einige junge Frauen auch nach einer Krebsbehandlung in Erfüllung gehen. Die Entnahme von Eierstock-Gewebe vor der Therapie und eine anschließende Rückübertragung habe in einer Studie bei jeder dritten Frau zu mindestens einem Kind geführt, berichten Forscher der Universitätsklinik Kopenhagen im Fachblatt "Human Reproduction". Zudem sei die Krebs-Rückfallquote nicht erhöht worden. Bislang werden in solchen Fällen oft Eizellen eingefroren.

Chancen sind gestiegen

Die Forscher um Annette Jensen hatten Daten von 41 dänischen Frauen ausgewertet, die entnommenes Eierstock-Gewebe im Alter von durchschnittlich 33 Jahren wieder eingesetzt bekamen. Die ursprüngliche Krebserkrankung kehrte bei diesen Frauen aufgrund der Behandlung nicht zurück, wie einigen Experten gefürchtet hatten.

Von den behandelten Frauen wollten 32 schwanger werden. Zehn von ihnen bekamen mindestens ein Kind, eingeschlossen einer Frau, die im dritten Drittel der Schwangerschaft war. Zusammengenommen kamen so 14 Kinder auf die Welt - und zwar auf natürlichem Wege oder nach einer Kinderwunschbehandlung.

Erhalt der Fruchtbarkeit

Die Chancen, eine Krebserkrankung in jungen Jahren zu überleben, seien in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gestiegen, schreiben die Wissenschaftler um Jensen in ihrem Artikel. Allerdings kann eine Krebsbehandlung unfruchtbar machen, was vielen jungen Patientinnen die Aussichten auf ein eigenes Kind bisher erschwerte.

Um das zu ändern, werde der Erhalt der Fruchtbarkeit zunehmend zum Bestandteil moderner Krebstherapien. Bislang werden oft Eizellen eingefroren, deren Gewinnung allerdings zehn bis zwölf Tage Vorbehandlung benötigt.

Rückfälle in der Therapie

Erst seit einigen Jahren entnehmen Ärzte, vor der Chemo- oder Strahlenbehandlung einen Eierstock oder Teile davon, frieren das Gewebe ein und pflanzen es später wieder ein. Nach solch einer Behandlung sind weltweit nach Angaben der dänischen Forscher mehr als 36 Kinder geboren worden. Allerdings gab es zu den Erfolgsaussichten bisher noch wenig Erkenntnisse.

Bei einigen Frauen war das transplantierte Gewebe nach Angaben der Forscher schon seit rund zehn Jahren aktiv, bei anderen war es nach einigen Monaten nicht mehr funktionsfähig. Die Gründe für diese Unterschiede zwischen den Patientinnen sind bisher unbekannt.

Bei drei der 41 Frauen, die ein Gewebe-Transplantat erhalten hatten, kam der Krebs nach der Transplantation zurück. Allerdings deute nichts darauf hin, dass es zwischen der Behandlung und dem Rückfall einen Zusammenhang gibt, schreiben die Forscher.

"Methode experimentell"

Der Erhalt der Fruchtbarkeit sei bei Krebstherapien von großer Bedeutung, weil inzwischen viele junge Frauen geheilt würden, sagte Christian Thaler vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRM). Die klassische Methode sei dabei aber nicht die Kryokonservierung von Eierstockgewebe, sondern von unbefruchteten Eizellen. "Das sollte immer die erste Wahl sein."

Das Einfrieren von Eizellen sei schon lange etabliert und entsprechend sicher, ergänzte Thaler, der das Hormon- und Kinderwunschzentrums am Klinikum der Ludwig Maximilians Universität München leitet. "Die Transplantation von Eierstockgewebe ist hingegen immer noch experimentell, und bisher sind erst einige wenige Kinder daraus hervorgegangen. Ich habe die Sorge, dass dieses Verfahren angesichts erfolgreicher Einzelfälle überbewertet wird.“


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