Antibiotikaverordnungen

NICE empfiehlt Teamarbeit

Remagen - 19.08.2015, 09:00 Uhr

Nicht leichtfertig Antibiotika verordnen, empfiehlt nicht nur das NICE. (Foto: Syda Productions/Fotolia)

Nicht leichtfertig Antibiotika verordnen, empfiehlt nicht nur das NICE. (Foto: Syda Productions/Fotolia)


In einer neuen Leitlinie wendet sich das britische National Institute of Health and Care excellence (NICE) wieder einmal gegen unnötige Verschreibungen von Antibiotika. Angestrebt wird ein umfassender Ansatz mit einer Kontrolle durch multidisziplinäre Teams aus Hausärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Zahnärzten. Sie sollen die sinnvolle Verwendung antimikrobieller Mittel fördern und überwachen. Auf diese Weise soll ein Viertel der ungerechtfertigten Antibiotika-Verschreibungen vermieden werden.

Die Teams sollen regelmäßig Verschreibungs- und Resistenzdaten aufbereiten und die hieraus resultierenden Informationen zurück an die Verordner schicken. Sie sollen diesen auch dabei helfen, mehr Bewusstsein dafür zu entwickeln, wenn sie sich außerhalb der Regeln bewegen.

Trotz eines erheblichen Drucks auf die Ärzte, nicht mehr so viele Antibiotika zu verordnen, fühlten sich auch heute noch neun von zehn Allgemeinmedizinern unter Druck gesetzt, wider ärztliches Wissen zu handeln, stellt das NICE fest. So bekämen fast alle Patienten ein Antibiotikum, wenn sie es haben möchten.

„Die Hausärzte wissen sehr genau, dass viele Patienten mit frühen oder gutartigen Infektionen keine Antibiotika brauchen und nicht davon profitieren“, sagt Professor Mark Baker, Direktor des Zentrums für klinische Praxis des NICE. „Und die überwiegende Mehrheit sagt den Patienten das auch. Ich glaube, dass die Ärzte insgesamt ganz gut damit umgehen. Trotzdem ist der erwartete Rückgang der Antibiotika-Verordnungen, mit dem wir nach unserer Leitlinie zu Infektionen der oberen Atemwege aus dem Jahr 2007 gerechnet haben, nicht eingetreten."

Auch Patienten müssen ihre Einstellung überdenken

„Es sind nicht nur die Ärzte, deren Einstellungen und Überzeugungen im Hinblick auf Antibiotika in Frage gestellt werden sollten“, fügt Baker an. „Es sind oft Patienten selbst, die nicht verstehen, dass ihre Krankheit von selbst wieder weg geht oder dass Antibiotika hierbei einfach nicht wirksam sind.“

Die Leitlinie empfiehlt den Ärzten deshalb, sich die Zeit zu nehmen und die Vor- und Nachteile einer direkten antimikrobiellen Therapie und auch alternative Optionen – etwa abzuwarten, ob eine Infektion der Atemwege nicht von selbst ausheilt – mit den Patienten zu diskutieren. 

Dr. Tessa Lewis, stellvertretende Vorsitzende der Leitlinien-Entwicklungsgruppe, ist überzeugt: „Diese NICE Leitlinie berücksichtigt den gesamten Bereich der Verschreibung  antimikrobieller Mittel. Sie berücksichtigt die Evidenz und gibt zusätzlich Empfehlungen für die im Gesundheits- und Sozialbereich Tätigen, um Antibiotikaresistenzen bestmöglich zu minimieren."

Im nächsten Jahr will das NICE eine weitere Leitlinie auflegen, die sich auf das Wissen, die Einstellung und die Verhaltensweisen der Menschen in Bezug auf den Einsatz von Antibiotika konzentrieren soll.


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