Borreliose

Wann kommt der Impfstoff?

Stuttgart - 23.07.2015, 12:05 Uhr

Lauern auch - aber nicht nur - im Wald: Zecken. (Schlegelfotos- Fotolia.com)

Lauern auch - aber nicht nur - im Wald: Zecken. (Schlegelfotos- Fotolia.com)


Denkt man an Zecken, denkt man sofort an Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME). Ein Fehler! Denn die häufigste durch Zecken verbreitete Krankheit ist die Borreliose. Geschätzt werden zwischen 60.000 und 100.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Zum Vergleich: An FSME erkrankten im Jahre 2014 in Deutschland laut Robert-Koch-Institut 265 Menschen, 2013 waren es 420. Zwischen der 24. und 30. Kalenderwoche ist die Gefahr einer Infektion mit den humanpathogenen Bakterien der Gattung Borrelia am größten. Empfohlen wird dann eine frühzeitige antibiotische Therapie. Das Problem: einen frühen Infekt sicher zu diagnostizieren, ist nicht möglich, und auch ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung.

5% bis 35% der Zecken sind mit Borrelien befallen, bei 1,5% bis 6% der Betroffenen mit einem Zeckenstich ist mit einer Infektion zu rechnen. Davon erkranken 0,3% bis 1,4% an einer Lyme-Borreliose. Charakteristisch für eine beginnende Lyme-Borreliose ist das Erythema migrans, auch als „Wanderröte“ bezeichnet. Erythema migrans ist die häufigste Manifestation der Multisystemerkrankung. Die weiteren Manifestationen, Lyme-Arthritis und Neuroborreliose, machen nur 2,5% bzw. 1,7% der Fälle aus. Das scharf abgegrenzte, ringförmige Erythem auf der Haut, das im Zentrum oft blasser ist, kann mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Lymphknotenschwellung und Müdigkeit einhergehen. „Wanderröte“ beschreibt den nach außen wandernden Ring. Um die Entwicklung von Komplikationen und späteren Manifestationen wie Myokarditis und Neuroborreliose möglichst zu verhindern, ist eine frühzeitig einsetzende antibiotische Therapie indiziert. Denn je früher behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf Erfolg. Das Problem: Die Lyme-Borreliose ist primär eine im Einklang mit der Anamnese gestellte klinische Verdachtsdiagnose. Sie kann durch den Nachweis spezifischer Antikörper in Serum und Liquor lediglich unterstützt werden.

Erfolgversprechender Impfstoff-Kandidat

Es fehlt aber nicht nur an einer zuverlässigen, schnellen Methode zur frühen Diagnose, auch steht bislang weder eine aktive noch eine passive Immunisierung zur Verfügung. In den USA war für wenige Jahre ein wirksamer rekombinanter Impfstoff auf der Basis des Oberflächenproteins OspA (outer surface protein) zugelassen, der laut RKI aus kommerziellen Gründen vom Hersteller wieder vom Markt genommen wurde. Wegen der Heterogenität der Stämme (es sind mindestens sieben OspA-Serotypen bekannt, und in Europa gibt es drei humanpathogene Borellia-Spezies) gilt die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes für Europa als schwierig. Doch die Forschung macht auch hier nicht Halt. In einer klinischen Phase-I/II-Studie wurde ein neuer, multivalenter, rekombinant hergestellter OspA-Impfstoff bei 300 erwachsenen Probanden untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass dieser Impfstoff mit einem guten Sicherheitsprofil einen effektiven Schutz gegen Borreliose bieten könnte, und zwar erstmals auch gegen die in Europa vorherrschenden Stämme. Ob der Impfstoff es zur Marktreife schafft, müssen nun weitere Studien zeigen.

Mehr zum Thema „Borreliose“ lesen Sie in DAZ 2015, Nr. 30 auf Seite 28 in dem Beitrag „Schwer zu zähmen ­ Borreliose: Frühe Diagnosesicherung und Impfstoffentwicklung bereiten noch immer Probleme“.


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