DAZ Wochenschau

E-Health und DocMorris reizen Apotheker, Ambrosia und Co. Naturliebhaber

Stuttgart - 27.06.2015, 17:00 Uhr

(Fotos: scottchan, gena96 - Fotolia.com; Montage: DAZ/ekr)

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Der Widerstand in Sachen E-Health-Gesetz und Medikationsplan ohne Apotheker formiert sich. Dabei offenbart die Diskussion um E-Health-Gesetz, elektronischen Medikationsplan und eGK eklatante Schwachstellen sowohl in punkto Sicherheit als auch in Sachen Know-how. Mehr dazu in unserer Wochenschau.

Medikationsplan mit oder ohne Apotheker?

Nach dem Entwurf des E-Health-Gesetzes sollen Patienten, die mehr als drei Medikamente verordnet bekommen, einen Anspruch auf einen einheitlichen Medikationsplan in Papierform haben. Diesen Anspruch sollen sie nach dem Entwurf nur gegenüber ihrem Arzt geltend machen können. Er ist dann in der Pflicht, den Plan auszustellen, Apotheker sollen lediglich Ergänzungen vornehmen dürfen. Diese Pläne haben lautstarken Protest ausgelöst. So hat die Apothekerkammer Berlin eine Resolution verabschiedet, nach der der Patient ebenso den Apotheker mit der Erstellung des Medikationsplans betrauen können soll. Unterstützung kommt auch aus der Politik: Nordrhein-Westfalen will einen Änderungsantrag zum Entwurf des E-Health-Gesetzes einbringen, nach dem der Versicherte darüber entscheiden kann, ob  Arzt oder Apotheker den Plan erstellen soll. Auch die niedersächsische Landesgesundheitsministerin Rundt will sich für eine entsprechende Berücksichtigung der Apotheker bei der Erstellung des Medikationsplans im E-Health-Gesetz stark machen.

eGK ohne Sicherheit? 

Das E-Health-Gesetz soll in erster Linie die elektronische Gesundheitskarte und den dafür notwendigen Ausbau der Telematikinfrastruktur vorantreiben. Grundvoraussetzung sind sichere Datenströme. Doch schon jetzt scheint die elektronische Gesundheitskarte ein massives Sicherheitsleck aufzuweisen. Es gibt also noch viel zu tun, sowohl auf Politiker- als auch auf Anbieterseite.

ABDA mit Nachholbedarf

E-Health ist die Herausforderung für Gesundheitsberufe schlechthin. Die ABDA hat erkannt, dass Apotheker  hier einen gewaltigen Nachholbedarf haben. Den will sie mit einer E-Health-Offensive und einer eigenen Abteilung Telematik beseitigen.  Im Mittelpunkt der Offensive sollen die IT-gestützten Anwendungen für Apotheken und deren Organisationen stehen.

DocMorris einen Schritt voraus?

Während die ABDA in Sachen IT und E-Health also nachrüstet, wollen andere schon wesentlich weiter sein. DocMorris hat anlässlich seines 15. Geburtstags lautstark verkündet, mit seiner PharmacyApp allen E-Health-Plänen des Gesundheitsministeriums einen bedeutenden  Schritt voraus zu sein. Die App sei in der Lage, einen elektronischen Medikationsplan zu erstellen, einschließlich AMTS-Prüfung und Wechselwirkungscheck. Spannend wird sein, wer DocMorris die Daten für einen vollständigen Plan liefert.

1. Juli: Telefonnummer auf Rezept!

Während auf der einen Seite an dem großen Zukunftsrad gedreht wird, dürfen sich die Offizinapotheker ab 1. Juli 2015 mit neuen Pflichtangaben auf dem Rezept herumschlagen. Neben Namen, Berufsbezeichnung und Anschrift der verschreibenden Person muss jetzt auch die Telefonnummer des Verordners angegeben werden. Viele Apotheker reagieren gereizt und allergisch und fürchten einen neuen Retaxationsgrund.

Reizende Natur

Auch Jahreszeit-bedingt dürften Apotheker mit besonderen allergischen Reaktionen und Reizungen konfrontiert werden. Ambrosia breitet sich rasend aus , ebenso die Eichenprozessionsspinner. Doch damit nicht genug, weitere Pflanzen und auch Teich und Tümpel haben reizende Überraschungen auf Lager. Gut, dass Stiftung Warentest mit den Sonnenschutzmitteln zufrieden ist und sich Verbraucher zuverlässig  vor Reizungen und Schäden durch Sonnenlicht schützen können.

Unkrautvernichter in Muttermilch

Auch der Kampf gegen die Natur birgt Gefahren. In Muttermilch wurden jetzt hohe Belastungen mit dem umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat gefunden, der von der WHO Anfang diesen Jahres als wahrscheinlich krebserregend eingestuft worden ist.


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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