Biologische Antirheumatika

Teure Arzneimittel falsch gelagert

Remagen - 23.06.2015, 09:00 Uhr

Einige Arzneimittel müssen gekühlt gelagert werden - damit haben viele Patienten offenbar Probleme. (Foto: Özgür Güvenç/Fotolia)

Einige Arzneimittel müssen gekühlt gelagert werden - damit haben viele Patienten offenbar Probleme. (Foto: Özgür Güvenç/Fotolia)


Viele Patienten lagern ihre temperaturempfindlichen biologischen Arzneimittel nicht so, wie vom Hersteller angegeben, nämlich im Kühlschrank bei zwei bis acht Grad Celsius. Das ist das Ergebnis einer Studie von klinischen Pharmazeuten und Pharmakoepidemiologen von der Universität Utrecht und der Sint Maartenskliniek in Nijmegen. Einzelheiten wurden auf dem Kongress der Europäischen Liga gegen Rheuma (EULAR) in Rom vorgestellt und im „Pharmaceutisch Weekblaad“ aufgegriffen. Konkret ging es um TNF alpha-Inhibitoren, deren Kosten mit 14.000 Euro pro Patient und Jahr angegeben werden.

Die prospektive Follow-up-Beobachtungsstudie wurde von Dezember 2013 bis Januar 2015 in acht niederländischen öffentlichen Apotheken durchgeführt. Erwachsene Patienten mit biologischen krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Medikamenten (bDMARDs) (Etanercept, Adalimumab, Golimumab, Certolimumab Pegol oder Abatacept) erhielten ihre Arzneimittel als Originalverpackung in einem versiegelten Kunststoffbeutel (Sealbag), der mit einem validierten Temperaturlogger zur Erfassung der Lagerungsbedingungen ausgestattet war. Sie wurden angewiesen, die Pakete entsprechend den Anweisungen in der Etikettierung zu lagern und die Temperaturlogger nach Gebrauch zurückzugeben, damit die erhobenen Daten analysiert werden konnten.

338 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 52 Jahren erhielten insgesamt 1309 Pakete mit einem Temperaturlogger. Knapp 60 Prozent davon kamen zurück. Beim Auslesen ergab sich, dass nur rund 30 Prozent der Patienten ihre Medikation innerhalb des empfohlenen Temperaturbereichs ohne mehr als zweitägige Abweichungen davon gelagert hatten.  Dies war einer der Zielparameter. Rund ein Viertel hatte ein oder mehrere bDMARD-Pakete für mehr als zwei Stunden eingefroren und einige hatten sie länger als zwei Stunden oberhalb 25° C gelagert. Die maximale Dauer der unsachgemäßen Lagerung belief sich auf sechzehn Tage.

Keine Absicht

„Die Patienten machen das nicht mit Absicht“, sagt Niels Vlieland vom University Medical Center Utrecht, der die Studie durchgeführt hat. „Oft weist die Temperatur im Kühlschrank große Schwankungen auf.“ Und seine Mit-Autorin Dr. Helga Gardarsdottir fügt an: „In der Apotheke erfahren die Patienten zwar, wie das Arzneimittel gelagert werden soll, aber das Paket ist sehr groß und deshalb etwas schwierig unterzubringen.“

Die richtige Lagerung der biologischen DMARDs sei für die Einhaltung ihrer Qualität unerlässlich, betonen die Forscher. Halten sich die Patienten zu Hause nicht an die geforderten Bedingungen, so könne dies zu einer Proteinaggregation führen, die mit einer erhöhten Immunogenität und der Bildung von Antikörpern in Verbindung gebracht werde. Dies wiederum könne zu einer verminderten klinische Wirksamkeit und einem erhöhten Risiko von Nebenwirkungen führen.

Vlieland ND et al. Majority of patients do not store their biological disease modifying antirheumatic drugs within recommended temperature range. 

 


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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