DAZ-Wochenschau

Ärger über Vertrieb ohne Apotheken, viele Rezepturen und nur wenig PiDaNa

11.04.2015, 08:00 Uhr

(Fotos: scottchan, gena96 - Fotolia.com; Montage: DAZ/ekr)

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Vertrieb ohne Apotheken.

 Dem Apothekerverband Duisburg/Niederrhein e.V. missfällt, dass Abbott sein Blutzuckermessgerät FreeStyle Libre unter Umgehung der Apotheken ausschließlich über einen Online-Shop vertreibt. In einem offenen Brief wird das Unternehmen zu einer Stellungnahme aufgefordert, ob diese Vertriebspraktik auf Dauer geplant ist und wie eine Notfallversorgung mit den Geräten erfolgen soll. Der FreeStyle Libre ist ein Blutzuckermessgerät, das ohne Piks in den Finger auskommt, die Werte werden über einen auf die Haut geklebten Sensor gemessen. Allerdings ist dazu ein haarfeiner Zugang unter die Haut erforderlich – und unter anderem dies sorgt für Fragen bei Apothekenkunden. Diese Vertriebspraktik, bei der am Verkauf von FreeStyle Libre die Apotheken nicht partizipieren, aber durchaus Kunden mit Fragen in die Offizin kommen, wird auch auf DAZ.online heftig diskutiert.

Importware von Viread zurückgerufen

 Hochpreisige Arzneimittel wie Tenofovir (Viread®) stehen ganz oben auf der Liste von Arzneimittelfälschungen. Aktuell rufen die Parallelimporteure axicorp und Medicopharm eine Charge von Viread® zurück, von der in Europa gefälschte Verpackungen in den Handel gebracht worden sind. Die Filmtabletten sollen jedoch laut Originalhersteller Gilead Sciences GmbH den Spezifikationen entsprechen. Die zuständige Behörde erklärte, dass die Originaltabletten für den griechisch-zypriotischen Markt bestimmt gewesen seien. Nach dem Kenntnisstand der Behörde ist nur Importware betroffen. Die Lieferkette wird noch recherchiert.

Erste Erfahrungen mit der OTC-„Pille danach“.

Seit Mitte März sind Notfallkontrazeptiva in Deutschland rezeptfrei erhältlich. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml warnt vor einem sorglosen Umgang mit der „Pille danach“. Die CSU-Politikerin äußerte sich besorgt über Berichte, dass der Verkauf sprunghaft angestiegen ist. Trotz der Rezeptfreiheit bleibe vor dem Einsatz der „Pille danach“ eine ärztliche Untersuchung und Beratung sehr sinnvoll. „Das gilt vor allem für minderjährige Frauen,“, so Huml. Anders als im bayerischen glaubt man im baden-württembergischen Gesundheitsministerium nicht, dass die Rezeptfreiheit für die „Pille danach“ zu einem sorglosen Umgang führen wird. „Nie hat irgendjemand festgestellt, in den vielen, vielen Ländern, wo Rezeptfreiheit besteht, dass Frauen fahrlässig damit umgehen“, sagte Sprecher Helmut Zorell. Das Ministerium sieht bislang keine Hinweise auf einen „sprunghaften Anstieg“ der Verkaufszahlen.

BfArM will Kava-Kava-Zulassungen ändern

 Nachdem der vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ausgesprochene Widerruf der Zulassungen Kava-Kava-haltiger sowie Kavain-haltiger Arzneimittel für rechtswidrig erklärt wurde, will die Behörde die entsprechenden Zulassungen nun überarbeiten. Wegen der Möglichkeit hepatotoxischer Ereignisse seien „Maßnahmen erforderlich, um die sichere Anwendung … zu gewährleisten“, erklärt das BfArM. Die Behörde beabsichtigt nun, die maximale Tagesdosis für Erwachsene, Behandlungsdauer und Packungsgröße zu begrenzen sowie eine Bestimmung der Leberwerte vor Beginn und während der Behandlung einmal wöchentlich anzuordnen. Auch soll unter anderem als weitere Risikominimierungsmaßnahme die Verwendung und Bereitstellung von Schulungsmaterial für Patienten angeordnet werden.

Über zwölf Millionen Rezepturen

Im letzten Jahr haben die öffentlichen Apotheken zwölf Millionen Rezepturen für gesetzlich Versicherte hergestellt. Das hat das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) ermittelt. Das zeige, dass Rezepturarzneimittel eine notwendige Ergänzung zu industriell hergestellten Arzneimitteln sind und bleiben. Insgesamt dürfte die Zahl der hergestellten und abgegebenen Rezepturarzneimittel laut ABDA noch deutlich höher liegen. Rezepturen für Privatversicherte oder auf direkte Nachfrage würden von der DAPI-Statistik nicht erfasst. Der Großteil der erfassten Rezepturen entfiel mit 7,5 Millionen auf allgemeine Rezepturen wie Kapseln oder Salben.

1001 Masernfälle in Berlin

 Der Berliner Masernausbruch hat die Tausendergrenze überschritten: Bis zum Mittwoch registrierte das Landesamt für Gesundheit 1001 Fälle seit vergangenen Oktober. Allein seit Jahresbeginn erkrankten 880 Menschen in Berlin an Masern. Fast jeder vierte Patient musste wegen schwerer Verläufe ins Krankenhaus; ein Patient starb. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden bis zum Osterwochenende bundesweit 1465 Masernfälle gemeldet. Nach Berlin liegt ein zweiter Schwerpunkt in Sachsen. Dort waren bis Ostern über 150 Menschen an Masern erkrankt. Experten werten den Ausbruch in Berlin als einen der größten in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren, ein Ende der Welle ist bislang nicht abzusehen.

Mers-Virus verbreiteter als gedacht

Das Mers-Virus ist offenbar weiter verbreitet als bisher angenommen – und gleichzeitig weniger gefährlich. Aus einer internationalen Studie geht hervor, dass der größte Teil der Infektionen ohne schwere Krankheitssymptome verläuft. Bisher war man von einer Sterblichkeitsrate von bis zu 30% ausgegangen. Mers ist eine Atemwegserkrankung und steht für Middle East Respiratory Syndrom. Die Studie stütze außerdem die These, dass Mers eigentlich eine Krankheit der Kamele ist. Unter ungünstigen Umständen könne das Virus zwar gelegentlich auf den Menschen überspringen, eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch sei aber selten, daher wird auch keine Mers-Epidemie befürchtet. Weltweit wurden bisher mehr als 1000 laborbestätigte Mers-Erkrankungen erfasst, über 400 Menschen starben. Der Schwerpunkt des Ausbruchs liegt in Saudi Arabien.

Keine Impfstoffe mehr für China

Pfizer stoppt sein Impfstoff-Geschäft in China, nachdem die dortige Regierung die Einfuhrlizenz für den Pneumokokken-Impfstoff Prevenar® nicht verlängert hat. Pfizer ist das einzige Unternehmen, das einen solchen Impfstoff in China auf den Markt bringt, weshalb mit einem Versorgungsengpass zu rechnen sei. Der Vorfall gilt als ein neuer Rückschlag für die Arzneimittelhersteller in China, die dort in den letzten Jahren öfter mit regulatorischen Hemmnissen konfrontiert waren. Die Meldung ist besonders interessant, da China, Indien und andere Schwellenländer die Selbstversorgung mit Impfstoffen auf der Agenda haben und der globalen Impfstoffindustrie auch im Export die Stirn bieten wollen. In den letzten Jahren wurde China immer wieder von Arzneimittel- und Lebensmittel-Skandalen erschüttert.

Pharmaziestudenten in Chemie am besten

Etwa 800 Pharmaziestudierende an 20 Universitäten haben ihr Grundstudium erfolgreich beendet und ihr Hauptstudium begonnen. Sie haben im März die 1. Pharmazeutische Prüfung bestanden. Das Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen in Mainz, das die Prüfungsbögen erstellt und ausgewertet hat, teilte nun die Ergebnisse mit. Geprüft wurde in den vier Fächern Chemie und Biologie mit jeweils 100 Aufgaben und Physik und Analytik mit jeweils 80 Aufgaben. Bestanden haben in Chemie 89%, in Physik 84%, in Biologie und Analytik 80% der Teilnehmer. Die Marburger glänzten in Chemie und lagen ansonsten im Mittelfeld. Die Münchner trafen in allen vier Fächern den Durchschnitt ebenso die Studierenden in Münster, Berlin und Frankfurt. Die Universität des Saarlandes mit ihrer kleinen Fachrichtung Pharmazie errang zum wiederholten Mal den Spitzenplatz. Auffallend schlechte Ergebnisse erzielten die Greifswalder in Analytik, die Hamburger in Biologie und Physik sowie die Jenaer in Chemie.


Dr. Carolina Kusnick (ck), Apothekerin 
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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