Rote-Hand-Brief für neues Antibiotikum

Vorsicht mit Telavancin

16.01.2015, 16:55 Uhr


Telavancin (Vibativ®) ist ein Lipoglykopeptid-Antibiotikum, das im September 2014 eingeführt wurde. Im Rahmen der Zulassung wurde der Hersteller Clinigen verpflichtet, über die Risiken von Telavancin zu informieren. Telavancin steht nur krankenhausversorgenden Apotheken zur Verfügung.

Telavancin ist wirksam gegen Staphylococcus aureus (einschließlich Methicillin-resistenter Bakterienstämme) und ist nicht wirksam gegen gramnegative Bakterien. Es ist indiziert zur Behandlung von Erwachsenen mit nosokomialer Pneumonie einschließlich beatmungsassoziierter Pneumonie, die bekanntlich oder vermutlich durch Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) verursacht wurde. Es darf nur angewendet werden, wenn andere alternative Therapien nicht geeignet oder fehlgeschlagen sind. Es ist nicht zugelassen zur Behandlung von komplizierten Haut- und Weichgewebeinfektionen. Hier hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) das Nutzen-Risiko-Verhältnis als negativ bewertet. Telavancin soll bei dieser und anderen nicht zugelassenen Indikationen nicht angewendet werden.

Mit dem Rote-Hand-Brief wird auch auf den von verordnenden Ärzten und medizinischem Fachpersonal zu berücksichtigenden „Leitfaden für medizinisches Fachpersonal“ hingewiesen, der als Risikominimierungsmaßnahme eingeführt wurde und auf der Internetseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereitgestellt wird.

Darin wird darauf hingewiesen,

- dass Telavancin kontraindiziert ist bei Patienten mit einem bereits bestehenden akuten Nierenversagen und bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance <30 ml/min, einschließlich hämodialysepflichtiger Patienten).

- dass die Anwendung von Telavancin während der Schwangerschaft kontraindiziert ist.

- dass bei Patienten, die Arzneimittel einnehmen, die das QT-Intervall verlängern, und bei Patienten mit angeborenem verlängertem QT-Syndrom, einer nachgewiesenen Verlängerung des QTc-Intervalls, einer dekompensierten Herzinsuffizienz oder einer schweren Linksherzhypertrophie, bei der Anwendung von Telavancin Vorsicht geboten ist, da keine klinischen Studien mit diesen Patienten durchgeführt wurden.

Quelle: Rote-Hand-Brief zu Vibativ® (Telavancin): Anwendungsempfehlungen und bedeutende Risiken (Nephrotoxizität, QTc-Verlängerung, Reproduktionstoxizität und Verwendung außerhalb der zugelassenen Anwendung), Clinigen Speciality Pharmaceuticals, Stand 16. Januar 2015

Vibativ® (Telavancin) - Leitfaden für medizinisches Fachpersonal, Stand  16. Januar 2015


Dr. Carolina Kusnick