Arzneimittelsicherheit

Nebenwirkungsmeldungen in Zukunft noch schneller?

Remagen - 09.09.2014, 12:10 Uhr


Nebenwirkungen direkt über das Smartphone melden – das könnte in absehbarer Zeit Realität werden. Ein neues europäisches Projekt mit dem Titel WEB-RADR (Recognising Adverse Drug Reactions) widmet sich dieser Option als Reaktion auf die zunehmende Nutzung von Smartphones, Apps und Social Media für die Erörterung von Gesundheits- und Arzneimittelfragen.

WEB-RADR, das Anfang September gestartet wurde, wird koordiniert von der britischen Arzneimittel-Agentur MHRA. An dem dreijährigen Projekt sind außerdem andere europäische Regulierungsbehörden, Wissenschaftler und die pharmazeutische Industrie beteiligt. Es wird durch die Innovative Medicines Initiative (IMI) finanziert, eine großangelegte öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Europäischen Kommission und dem Europäischen Pharma-Dachverband EFPIA.

Hauptziel ist die Entwicklung einer mobilen App für Gesundheitsberufe und die Öffentlichkeit, mit der vermutete Nebenwirkungen direkt an die nationalen Regulierungsbehörden der EU berichtet werden können. Das ist aber noch nicht alles. Das Tool könnte auch in umgekehrter Richtung eingesetzt werden, nämlich, um genaue, zeitnahe und aktuelle Informationen zu Arzneimitteln an Ärzte, Pflegepersonal und Patienten zu senden.

Zudem soll die Möglichkeit eruiert werden, über öffentlich zugängliche Social-Media-Daten potenzielle Fragen der Arzneimittelsicherheit zu identifizieren. Dabei sollen die einbezogenen Social-Media-Daten angemessen anonymisiert werden, um den Datenschutz zu gewährleisten.

Mick Foy, Group Manager in der Abteilung für Vigilanz und Risikomanagement von Arzneimitteln in der MHRA, erklärte hierzu: „Die zunehmende Nutzung von Smartphones und Tablets durch Patienten und medizinische Fachkräfte schafft den Bedarf, auf solchen Plattformen Formulare für die Berichterstattung über unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln zur Verfügung zu stellen. So werden ADR-Berichte für die zuständigen  Behörden leicht zugänglich. Außerdem teilen immer mehr Menschen ihre medizinischen Erfahrungen öffentlich im Internet in Social-Media-Plattformen wie Facebook, Twitter, auf Fach-Websites und in Blogs. Auch dieses Data-Sharing könnte, wenn es richtig genutzt, eine äußerst wertvolle Informationsquelle für die Überwachung Arzneimittelsicherheit sein. WEB-RADR soll Empfehlungen liefern, wie diese Ressourcen, ethisch vertretbar und wissenschaftlich begründet, genutzt werden können.“


Dr. Helga Blasius