Forscher legen Studie vor

Impfung gegen Leishmaniose

Remagen - 16.05.2014, 10:54 Uhr


Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der „Drugs for Neglected Disease Initiative“ (DNDi) hat einen Impfstoff gegen die Infektionskrankheit Leishmaniose entwickelt. Die Wissenschaftler nutzten hierfür ein neues Konzept. Anknüpfungspunkt sind nicht Antikörper, sondern die T-Zellen. Eine Antikörper-basierte Impfung wäre bei der Leishmaniose nicht sinnvoll, da der Erreger parasitär in den Zellen seiner Wirte lebt und deshalb nicht durch die Antikörper des körpereigenen Immunsystems bekämpft werden kann.

Die Wirksamkeit des neuen Ansatzes wurde bisher in Versuchen an Mäusen gezeigt und muss nun in klinischen Studien mit Menschen bestätigt werden. „Es wäre die erste T-Zell-basierte Impfung gegen eine Infektionskrankheit, ein grundlegend neues Konzept. Auch unser Impfstoffdesign ist neu.“ sagt Prof. Peter Walden, Leiter der Forschungsgruppe Tumorimmunologie der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Berliner Universitätsklinik Charité. „Derzeit wird zwar auf dem Gebiet der Krebstherapie  verschiedentlich an Impfungen geforscht, die T-Zellen gegen Tumore aktivieren sollen, aber für Infektionskrankheiten wäre die T-Zell-basierte Impfung ein Novum.“

Leishmaniose ist eine Armuts-assoziierte Erkrankung, die im Mittelmeerraum, in den Tropen und Subtropen sowie weiten Teilen Asiens bei Mensch und Tier in verschiedenen Formen vorkommt. Die beiden häufigsten sind die viszerale Leishmaniose (VL) (auch als Kala-Azar bekannt) und die kutane Leishmaniose (CL). Übertragen wird sie durch Sandmücken.

Mit der viszeralen Leishmaniose werden jährlich schätzungsweise 400 000 Menschen infiziert. Die Krankheit verursacht Fieberschübe, Gewichtsverlust, eine vergrößerte Leber und Milz sowie Blutarmut. Patienten mit Kala-Azar sterben, wenn sie nicht behandelt werden. Koinfektionen mit anderen Infektionskrankheiten wie HIV sind ein zunehmendes Problem. Die kutane Leishmaniose manifestiert sich in entstellenden Hautläsionen und hinterlässt bleibende Narben. Obwohl CL in der Regel nicht lebensbedrohlich ist, führt sie zur Behinderung und zu sozialen Benachteiligungen. Die Zahl der Infizierten wird mit jährlich rund 1,2 Millionen beziffert.

Die im Jahr 2003 gegründete DNDi ist eine unabhängige not-for-profit-Organisation im Bereich Forschung und Entwicklung mit Hauptsitz in Genf. Ihre Partner kommen aus der Biotechnologie und der pharmazeutischen Industrie, von Universitäten, öffentlichen Forschungsinstitutionen, Nichtregierungsorganisationen sowie den Gesundheitsministerien der Länder, in denen die Krankheiten vorkommen. In weniger als zehn Jahren hat DNDi zusammen mit seinen Partnern bereits sechs neue Behandlungsformen gegen vernachlässigte Krankheiten entwickelt und bereitgestellt. Derzeit betreibt die Initiative knapp 30 Projekte in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung. Unter den getesteten befinden sich elf komplett neue Wirkstoffkandidaten.


Dr. Helga Blasius