EMA prüft

Todesfälle nach Paliperidon-Injektion

Stuttgart - 10.04.2014, 16:45 Uhr


„Paliperidon: 17 Tote nach Injektion von Schizophrenie-Arznei“ – diese Schlagzeile ist derzeit auf zahlreichen Newsportalen zu lesen. In Japan seien nach Injektion der Depotformulierung des Antipsychotikums Patienten unter anderem an Herzinfarkten und Lungenembolien gestorben, andere seien an ihrem Erbrochenen erstickt. Ein Todesfall war drei Tage nach Injektion aufgetreten, bei der Mehrheit lag die Verabreichung über 40 Tage zurück. Ein Blick auf die bekannten Fakten ergibt folgendes Bild:

Das Neuroleptikum Paliperidon ist in Japan seit November 2013 auf dem Markt. Bislang wurden dort über 10.000 Patienten mit der Depotformulierung behandelt. Im Gegensatz zu Tabletten, die täglich eigenommen werden müssen, muss sie nur alle vier Wochen verabreicht werden muss. Lungenembolien und venöse Thromboembolien sind bekannte Nebenwirkungen des Wirkstoffs, die jede für sich mit einer Häufigkeit von 0,01 bis 0,1 Prozent auftreten, und auch Erbrechen (≥ 1% bis < 10%) sowie Aspirationspneumonien (≥ 0,01 bis <0,1 Prozent) finden sich in der Fachinformation als unerwünschte Wirkungen wieder.

Bereits im Jahre 2009 empfahl die EMA vor der Anwendung bestimmter Neuroleptika, das Risiko für thromoboembolische Ereignisse zu prüfen und die Patienten gegebenenfalls dementsprechend zu überwachen, da ein Zusammenhang zwischen solchen Gefäßerkrankungen und der antipsychotischen Medikation nicht ausgeschlossen werden kann. Unter den genannten Neurolpetika befand sich auch Risperidon, bei Paliperidon handelt es sich um dessen aktiven Metaboliten. Über das Risikoprofil der japanischen Patienten ist nichts weiter bekannt. Nach Aussage von Spiegel-Online sieht der Hersteller Janssen nach aktuellem Wissen keine kausale Beziehung zwischen der Medikamentenanwendung und den Todesfällen.

Da die Depotformulierung von Paliperidon auch in Europa zugelassen ist (Xeplion®) und eingesetzt wird, prüft die europäische Aufsichtsbehörde EMA, ob Handlungsbedarf besteht, um weiterhin eine größtmögliche Sicherheit für die Anwender zu gewährleisten.

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Julia Borsch