Grippeschutzimpfung

Ausreichend Impfstoffe in Bayern?

Berlin/München - 17.10.2012, 12:21 Uhr


Die Versorgung mit Grippeimpfstoffen in Bayern wird von Krankenkassen, Ärzten und Apothekern höchst unterschiedlich wahrgenommen. Während die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern (ARGE) heute meldet, im Freistaat stünden derzeit rund 800.000 Impfdosen zur Verfügung, berichten Mediziner und Pharmazeuten noch immer von chaotischen Zuständen.

Die Kassen sehen keinen Anlass für Aufregung: Die Impfstoffe würden laufend vom Großhandel an Apotheken und Ärzte ausgeliefert; weitere Lieferungen würden erwartet. „Die Versorgung der an der Grippeschutzimpfung interessierten Versicherten und insbesondere der Risikogruppen ist damit sichergestellt“, heißt es in einer Pressemitteilung der ARGE. „Der empfohlene Impfzeitraum wird voll und ganz eingehalten“. Die 800.000 Dosen können aber nur ein Anfang sein. Von Novartis Vaccines sollten eigentlich 1,9 Millionen Dosen nach Bayern geliefert werden.

Die Ärzte im Freistaat können - wie mittlerweile auch in Hamburg und Schleswig-Holstein - andere Vakzine verordnen, nachdem Novartis Vaccines den Rabattvertrags-Impfstoff Begripal ohne Kanüle weiterhin nicht liefern kann. So heißt es etwa, Inflexal V der Firma Jansen-Cilag (bisher von Baxter vertrieben) sei zum Referenzpreis verfügbar und auf Sprechstundenbedarf verordnungsfähig.

Die ARGE meldet, die Krankenkassen prüften derzeit Schadenersatzforderungen gegenüber Novartis Vaccines. Grundsätzlich stellt sie aber klar, dass die Kassen an der Ausschreibung von Impfstoffen festhalten wollen. Sie verweist auf Generika-Rabattverträge, die nach „anfänglich erbittertem Widerstand“ nun seit vielen Jahren sehr erfolgreich liefen. „Die Krankenkassen zweifeln nicht daran, dass mit Rabattverträgen auch bei Impfstoffen die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann“. Das Instrument der Ausschreibung aufzuheben, würde lediglich den wirtschaftlichen Interessen der Pharma-Unternehmen entgegenkommen – zulasten der Beitragszahler. Unklare Lieferverzögerungen eines einzelnen Unternehmens dürften nicht der Anlass sein, ein erfolgreiches Modell auszuhebeln, so die ARGE.

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) laufen allerdings auch heute noch die Telefone heiß: „Wir bekommen flächendeckend aus ganz Bayern Rückmeldungen aus den Praxen, dass sie nicht oder nur in sehr geringem Maße an die Impfstoffe herankommen, die laut Krankenkassen in Bayern ebenfalls eingesetzt werden können“. Den Praxen werde empfohlen, sich mit ihren Apotheken in Verbindung zu setzen, um regelmäßig über die aktuelle Verfügbarkeit von Impfstoffen informiert zu werden.

Beim Bayerischen Apothekerverband sieht man die Situation ebenfalls mit anderen Augen als bei den Kassen. Eine derzeit laufende Online-Umfrage auf der Webseite des Verbands zeigt: Rund 85 Prozent der Teilnehmenden geben an, derzeit keine oder nicht ausreichend Impfstoffe beziehen zu können (Stand heute mittag, 264 Teilnehmer).  


Kirsten Sucker-Sket