Multiresistente Tuberkulose

Delamanid in Phase-II-Studie erfolgreich

Manila - 10.08.2012, 10:07 Uhr


In vielen Regionen Asiens und Afrikas ist die Tuberkulose noch immer eine weit verbreitete und häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Delamanid ist ein potenzielles neues Antituberkulotikum mit einer Wirksamkeit gegen resistente Stämme des Haupterregers Mycobacterium tuberculosis.

In die randomisierte, placebokontrollierte, multinationale klinische Phase-II-Studie wurden 481 Patienten zwischen 18 und 64 Jahren mit resistenter Lungentuberkulose (multidrug-resistant tuberculosis, MDR-Tbc) eingeschlossen. Sie erhielten über zwei Monate zweimal täglich oral 100 mg (n = 161) oder 200 mg (n = 160) Delamanid oder Placebo (n = 160), zusätzlich eine Basisbehandlung gemäß den WHO-Guidelines. Diese umfasste vier oder fünf Wirkstoffe, darunter Substanzen der ersten Wahl (Ethambutol, Isoniazid, Pyrazinamid, Rifampicin) sowie Wirkstoffe der 2. Wahl (Aminoglykoside und Fluorchinolone). Die Studie wurde an 17 Zentren in neun Ländern (Philippinen, Peru, Lettland, Estland, China, Japan, Korea, Ägypten und den USA) durchgeführt. Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten mit Sputumkonversion im Flüssigmedium über zwei Monate. Diese war definiert als Folge von mindestens fünf aufeinanderfolgenden Sputum-Kulturen, in denen kein lebensfähiges M. tuberculosis mehr nachweisbar war.
Nach zwei Monaten war bei 45% der Patienten, die mit zweimal täglich 100 mg Delamanid behandelt worden waren, eine Sputumkonversion nachweisbar, verglichen mit 30% unter Placebo. In der 200-mg-Gruppe lag der Anteil bei 42%. Die meisten Nebenwirkungen waren mild bis moderat und in den drei Gruppen gleichmäßig verteilt. Am häufigsten traten gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen sowie Kopfschmerzen und Insomnie auf. Zwar beobachtete man keine klinischen Ereignisse infolge einer QT-Verlängerung (wie z. B. Synkope oder Arrhythmien), dennoch wurde dieser EKG-Befund signifikant häufiger in den Delamanid-Gruppen als unter Placebo beobachtet.
Die Studienergebnisse legen nahe, dass Delamanid die Behandlungsoptionen für MDR-Tbc verbessern könnte. In einem begleitenden Editorial im New England Journal of Medicine, in der die Studie veröffentlicht worden war, schätzt man die Effektivität von Delamanid als signifikant, aber moderat ein. Die Nebenwirkungsrate sei akzeptabel, die potenzielle Kardiotoxizität jedoch ein Grund zur Beunruhigung.
Zurzeit läuft die Rekrutierungsphase für eine Phase-III-Studie, in der die Wirksamkeit und Sicherheit einer Behandlung mit 200 mg Delamanid über sechs Monate getestet werden soll.

Quelle: Gler MT, et al.: Delamanid for multidrug-resistant pulmonary tuberculosis. N Engl J Med. 2012; 366(23): 2151-2160.


Dr. Claudia Bruhn


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