Präventionspreis

Hepatitis-C-Viren bleiben lange infektiös

Wiesbaden - 08.05.2011, 08:54 Uhr


Hepatitis-C-Viren bleiben außerhalb des Körpers wesentlich länger infektiös als bisher angenommen. Dies konnte Dr. Sandra Ciesek von der Medizinischen Hochschule Hannover mit einem neuen Zellkulturmodell zeigen.

Ihre Tests ergaben außerdem, dass die Viren eine oberflächliche Reinigung mit mehreren Desinfektionsmitteln überstehen. Für ihre Erkenntnisse zeichnete die Deutsche Stiftung Innere Medizin (DSIM) die Medizinerin im Rahmen des 117. Internistenkongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) mit dem Präventionspreis der DGIM aus. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Mit bis zu 130 Millionen Infizierten gehört Hepatitis C zu den weitest verbreiteten Infektionskrankheiten der Welt. In Deutschland leben nach Angaben des Robert Koch-Instituts etwa eine halbe Million Virusträger. Sie erleiden nach anfänglich nur grippeähnlichen Symptomen unbehandelt eine Leberentzündung bis hin zum Leberkrebs. Zwischen 15 und 60 Prozent der Betroffenen stecken sich beim Arzt oder im Krankenhaus an. Diese nosokomiale Infektion erfolgt ausschließlich über den Blutweg. Ausreichende Hygiene könnte dies verhindern. Jedoch müsste diese sehr viel weiter reichen, als bisher angenommen, folgert Ciesek aus ihren Ergebnissen.

Lange Zeit war es nicht möglich, das Hepatitis-C-Virus in Zellkulturen zu vermehren. Die Überlebenszeiten der Viren außerhalb des Körpers waren unbekannt. Sandra Ciesek entwickelte deshalb ein neues Zellkulturmodell. „Es zeigt uns, dass wir die Stabilität des Virus bisher deutlich unterschätzt haben“, so die 1978 geborene Assistenzärztin: Bei Raumtemperatur sei das Virus noch nach 28 Tagen ansteckend, bei vier Grad Celsius sogar noch nach 150 Tagen. Zudem überlebt es nicht nur, wie bisher angenommen, in sichtbaren Verunreinigungen mit menschlichem Blutserum. Auch auf vermeintlich sauberen Oberflächen wie Plastik, Stahl oder auf Handschuhen verbirgt es sich. Selbst wenn Ärzte das Virus nicht mit einem Gentest nachweisen könnten, bestünde Ansteckungsgefahr, so die Preisträgerin. Weitere Tests ergaben, dass bestimmte Desinfektionsmittel die Viren nur bei unverdünnter Anwendung vollständig abtöten.

"Diese neuen Erkenntnisse sind für den klinischen Alltag und den sicheren Umgang mit HCV-haltigem Material von großer Relevanz", begründet die Jury aus Vorstand und Ausschuss der DGIM ihre Entscheidung. Die Tests könnten helfen, das Risiko nosokomialer Infektionen künftig zu senken.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Stiftung Innere Medizin (DSIM), Stuttgart, 2. Mai 2011. 


Dr. Bettina Hellwig