Corona-Pandemie

Kawasakiähnliches Syndrom bei Kindern nun auch in den USA

Stuttgart - 08.05.2020, 16:30 Uhr

COVID-19: Kinder haben in der Regel weniger schwere Verläufe, aber einige entwickeln schwere Krankheiten. (Foto: imago images / ZUMA Wire)

COVID-19: Kinder haben in der Regel weniger schwere Verläufe, aber einige entwickeln schwere Krankheiten. (Foto: imago images / ZUMA Wire)


Nach einigen Fällen in Europa sind nun auch bei mehreren Kindern in den USA ungewöhnlich schwere Erkrankungen festgestellt worden, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Coronavirus stehen. 64 Kinder im Bundesstaat New York zeigten Symptome wie entzündete Blutgefäße, Fieber und Hautausschlag, teilte die zuständige Gesundheitsbehörde mit.

Auch aus anderen US-Bundesstaaten neben New York sollen laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) kawasakiähnliche Fälle gemeldet worden sein. Die dpa beruft sich auf einen Bericht der New York Times. Im Originalbericht heißt es, dass das beobachtete Syndrom eine gewisse Ähnlichkeit mit der seltenen Kinderkrankheit namens Kawasaki aufweisen könne. Die mittlerweile gewonnene Erfahrung der Ärzte betone aber, dass die beiden Krankheiten nicht die gleichen seien. 

Zuvor waren unter anderem aus Spanien, Italien, Großbritannien, der Schweiz und Deutschland solche kawasakiähnlichen Fälle gemeldet worden. Ob ein Zusammenhang mit dem Coronavirus besteht, sei aber noch nicht abschließend geklärt, so die dpa.

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Das eigentliche Kawasaki-Syndrom betrifft vor allem kleine Kinder. Bislang wisse man nicht, wie es ausgelöst werde, erklärt die dpa zum Hintergrund. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und Ärzteverbände warnten Eltern bereits vor Panik – die überwiegende Zahl der Kinder, die sich mit dem Coronavirus infizierten, habe einen sehr milden Verlauf der Krankheit und erholten sich komplett. „Es bleibt eine sehr seltene Erkrankung“, sagte auch die New Yorker Gesundheitsbeauftragte Oxiris Barbot.

Kawasaki-Syndrom

„Das Kawasaki-Syndrom (KS) ist eine Gefäßentzündung der kleinen und mittleren Arterien. Besonders bedeutsam ist die mögliche Beteiligung der Herzkranzgefäße.
Klinisch ist das KS durch eine akute systemische fieberhafte Erkrankung gekennzeichnet. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 1. und 2. Lebensjahr.“ 

Quelle: Klinikum Stuttgart

Bereits am 1. Mai hatte die dpa über die europäischen kawasakiähnlichen Fälle berichtet: In einigen Fällen wurde das Coronavirus nachgewiesen. Die Zahlen seien allerdings sehr niedrig. In Deutschland wurden nach Angaben von Reinhard Berner vom Uniklinikum Dresden mindestens zwei Fälle gemeldet. Es sei aber noch unklar, ob es einen Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion gebe, sagte er der dpa: „Denkbar ist es durchaus“, fügte er hinzu. 

In der Universitätsklinik Genf wurden seit Beginn der Corona-Epidemie drei Kinder mit solchen schweren Entzündungen behandelt. Ein Kind sei genesen und entlassen worden, eines befinde sich auf der Normal- und eines auf der Intensivstation, sagte eine Sprecherin am 30. April. Das Alter der Kinder konnte sie nicht nennen.

Auf Symptome achten, die einem toxischen Schock ähneln

Nach Angaben des Schweizer Corona-Beauftragten Daniel Koch handelt es sich wahrscheinlich um eine Immunreaktion auf eine Infektion mit dem Coronavirus. „Das Virus löst einen Entzündungssturm aus, eine Überreaktion des Immunsystems“, sagte der Genfer Kantonsarzt Jacques-André Romand.

Auch aus Italien und Spanien wurden Fälle gemeldet. In Großbritannien hat der nationale Gesundheitsdienst (NHS) Krankenhäuser auf etwa zwei Dutzend schwer kranker Kinder aufmerksam gemacht. Viele, aber nicht alle seien positiv auf das neue Virus SARS-CoV-2 getestet worden. Die Gesellschaft für Intensivpflege von Minderjährigen (PICS) riet Ärztinnen und Ärzten, besonders auf Symptome bei Kindern zu achten, die einem toxischen Schock ähnelten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich bereits mit dem Thema befasst, wie die COVID-19-Beauftragte Maria van Kerkhove am 29. April sagte. „Wir wissen, dass Kinder in der Regel weniger schwere Krankheitsverläufe haben, aber einige entwickeln schwere Krankheiten, und einige sind auch gestorben“, sagte sie. „Wir haben unser globales Ärztenetzwerk aufgerufen, wachsam zu sein.“

WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan fügte hinzu: „Dies zeigt, dass das Virus nicht nur die Lunge, sondern auch anderes Gewebe angreift.“ Allerdings beruhigte Ryan besorgte Eltern: „Der allergrößte Teil der Kinder, die sich mit dem Virus anstecken, haben eine milde Infektion und erholen sich komplett.“

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, warnte ebenfalls vor Panik. „Es gibt keine Hinweise auf einen Zusammenhang von COVID-19 und dem Kawasaki-Syndrom“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Das Kawasaki-Syndrom sei schon lange bekannt und es sei sehr selten. Ein Anstieg der Erkrankung seit Beginn der COVID-19-Pandemie sei nicht zu erkennen.


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