DAZ wissenswert

Meteorologie: Am Wetter wird gedreht

Ob brütende Hitze, ob neblige Feuchte oder lauer Sommerregen, am Wetter gibt es immer etwas auszusetzen. Die Witterung entschied seit jeher über die Ernten und damit über Hungersnot und Überfluss. Aber es gibt weitere ökonomische und auch militärische Aspekte, die der Manipulation des Wetters Vorschub leisten. Unzeitiger Hagelsturm ist in einer Welt, die minutengenaue Lieferung auf die Märkte dieser Welt erwartet, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Der Mensch nimmt das Wetter nicht mehr als gottgegeben hin. Heute geht es darum, Unwetterkatastrophen zu verhindern oder zu bestellen, und es gibt auch Pläne, langfristig das Klima zu ändern.

Hagelflieger für Bayern

Ohne Staub, Rauch oder Salzkristalle in der Atmosphäre könnten sich Wolken erst gar nicht bilden. Damit es regnet, muss das Wasser in den Wolken gefrieren. Diesen Prozess kann man mit Silberiodid auslösen, das dieselbe kristalline Struktur aufweist wie natürliche Eiskristalle.

Wenn die ersten Wassertröpfchen am Silberiodid festfrieren, ist ihr Dampfdruck niedriger als der der freien Tröpfchen. Deshalb ziehen die Kristalle weitere Tröpfchen schnell an, wachsen weiter und werden immer schwerer, bis sie schließlich aus der Wolke herausfallen und zu Boden regnen. Ein Regentropfen besteht aus einer Million und mehr solcher Tröpfchen. Ein Gramm Silberiodid liefert etwa zehn Billionen Kristallisationskeime.

Die Technik ist auch gut geeignet, drohende Hagelschläge zu verhindern, und wird beispielsweise in Bayern eingesetzt. Je mehr Kristalle in der Wolke sind, umso kleiner müssen zwangsläufig die Hagelkörner bleiben. Allerdings macht nur eine sehr exakte Wetteranalyse eine effektive Hagelbekämpfung möglich. Eine große Hilfe dabei ist das Polarisations-Doppler-Radar.

Die Anlage des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen kann beispielsweise die Teilchen einer Wolke so analysieren, dass die Art des Niederschlags – Regen, Schnee, Hagel oder Graupel – vorhergesagt werden kann.

Regen für Texas

In den Vereinigten Staaten ist das Wettermachen schon lange üblich. So wird beispielsweise den immer wiederkehrenden Trockenperioden in Texas bereits seit den Fünfzigerjahren mit dem Impfen von Wolken mit Silberiodid begegnet. Zahlreiche Firmen bieten dazu ihre Wettermacherdienste an.

Ziel des Wolkenimpfens sind stets Cumuluswolken. Streicht ein kalter Luftkeil über das heiße Texas, erwärmt er sich. Es bilden sich warme, feuchte Cumuluswolken; doch nur ein kleiner Teil bildet Wassertropfen, die wieder Regen werden. Die weitaus meiste Feuchtigkeit bläst der Wind vor der Regenbildung hinweg. Häufig enthalten die Wolken auch zu wenig Eiskristalle, die als Kondensationskeime in Frage kommen. Mangelt es an solchen Keimen, unterkühlt das Wolkenwasser. Das heißt, es bleibt auch unter dem Gefrierpunkt noch flüssig.

Hier setzen nun die Regenmacher an und geben den unterkühlten Wolken die fehlenden Keime für den segenspendenden Regen. Meteorologen entscheiden mit Radar vom Boden aus, welche Wolken die Piloten anfliegen müssen, um dort ihre Silberiodidkerzen abzubrennen. Dazu muss die Wolke ausreichend groß sein. Ihre Lebensdauer muss geschätzt und die Größe und Konzentration der enthaltenen Wassertröpfchen und Eiskristalle bestimmt werden.

Wetter als Waffe

Die Luftwaffe der USA verbreitet seit einiger Zeit offiziell ein militärisches Szenario der Wettermanipulation für das Jahr 2025: Ein südamerikanisches Drogenkartell hat sich Hunderte russischer und chinesischer Kampfflugzeuge beschafft. Die mächtigen Drogenbarone besitzen die lokale Lufthoheit und wehren jeden Angriff der USA mit einer Überlegenheit an Flugzeugen von Zehn zu Eins ab.

Die Militärmeteorologen schlagen daraufhin zu – mit Gewittern. Das Wetterbataillon WFSE (weather force support element) erhält den Auftrag, im Zielgebiet die Bahn der Gewitterzüge zu ermitteln und bestehende Gewitter zu verstärken oder neue auszulösen.

Unbemannte UAV (uninhabited aerospace vehicles) lassen über dem Zielgebiet Zirruswolken entstehen, die die Sicht verschlechtern und die Infrarotdetektoren des Gegners behindern. (Wie das geschieht, schreiben sie aber nicht.) Zeitgleich erzeugen Mikrowellenstrahler lokale Sprühschichten, die radargesteuerte Instrumente blockieren. Sie arbeiten daran, den Gegner mit induzierten Nebelbänken, mit Trockenheit und Wasserentzug und dergleichen zu schwächen.

Manipulation der Ionosphäre?

Etwas mysteriös ist die Forschung, die über die Wolkenschicht weit hinauszielt: das HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) zur Manipulation der Ionosphäre. Während sich Wolken und Wetter in der Troposphäre, den untersten 18 km der Atmosphäre, abspielen, beginnt die Ionosphäre erst in etwa 60 km Höhe und reicht 500 km hoch. Die USA scheint hier an der gezielten Veränderung des globalen Klimas zu arbeiten.

In der dünnen Luft der Ionosphäre werden die Gasmoleküle permanent von der kosmischen Strahlung beschossen. Als Konsequenz entsteht eine Plasmaschicht aus Ionen und freien Elektronen. In Gankona, irgendwo im Niemandsland von Alaska, haben die USA einen riesigen Kurzwellensender gebaut, einen Wald aus 360 mehrere Meter hohen Antennen, die insgesamt eine Sendeleistung von 15 Megawatt erreichen.

Mit den gepulsten Kurzwellen lassen sich begrenzte Gebiete der Ionosphäre millionenfach stärker mit Energie aufladen als mit irgend einer anderen Energiequelle. Auf diesem Wege will man das Wetter beeinflussen, z. B. Wirbelstürme abwehren. Doch verweigern die USA dem Europaparlament eine Einsicht in die Forschung, und die Besorgnis über eventuelle Manipulationen des Klimas ist groß.

Peter Stubbe, emeritierter Professor des Max-Planck-Instituts für Aeronomie in Katlenburg, hält eine klimawirksame Manipulation der Ionosphäre jedoch für baren Unsinn. Es gebe praktisch keine Wechselwirkung zwischen Ionosphäre und Troposphäre. Die errechnete Erwärmung der Atmosphäre durch Bestrahlung der Ionosphäre mit Kurzwellen bewege sich unterhalb von einem Tausendstel Grad Celsius.

HAARP dient auch der militärischen Forschung: Durch die Kurzwellenstrahlung entstehen Schichten in der Ionosphäre, die niederfrequente elektromagnetische Wellen von 10 Hertz reflektieren; diese ELF-Wellen (extremely low frequencies) dringen tief in die Erde und ins Wasser ein und machen unterirdische Bunker, Atomanlagen und U-Boote sichtbar.

Der Mensch kann das Wetter zielgerichtet beeinflussen, bisher nur lokal, in Zukunft vielleicht auch global. Schon seit Jahrzehnten werden Wolken mit Silberiodid geimpft, damit sie sich abregnen; diese Methode kann einerseits Trockenheit bekämpfen, andererseits katastrophale Hagelschläge verhindern. Methoden zur globalen Wetterveränderung wurden in den USA entwickelt und werden als militärisches Geheimnis gehütet.

Operation Popeye Zwischen 1966 und 1972 führten die USA erste, streng geheime Regenmacherprojekte in Vietnam, Kambodscha und Laos durch, um die Truppen des Vietkong zu behindern. Mit mehr als 2600 Flügen wurden Wolken geimpft, um den Monsun zu verstärken.

Wettermacher

Als das Wettermachen erfunden war, bildeten sich in Bonn eine Lobby der Schirmfabrikanten für Regen sowie eine der Pächter von Ausflugslokalen dagegen. Verkehrsexperten verlangten übers Jahr ein totales Verbot von Niederschlägen auf Bundesstraßen, der dadurch erhöhten Unfallzahlen wegen. Völlig verstaubte Anlieger bildeten Bürgerinitiativen und riefen vor Wetterwarten "Recht auf Regen!" Wetterschützer und -retter mahnten, unpopuläre Arten wie Hagel und Hundstage stürben aus. Der Streit um das Wetter zog sich, wie zu erwarten, durch alle Parteien, durch alle Gruppen, durch jedes Haus. Es wurde gewettert: Ich schwitze! Mich friert! Und hin und her argumentiert. In Bonn stand es patt. Und deswegen fand im zweiten Jahr nach Beginn der neuen Wetterrechnung gar kein Wetter mehr statt.

Aus: Dieter Höss: HÖSSlich bis heiter. Fischer, 1979

Wettermanipulation im Netz

Wetter als Waffe Das Wetterbataillon WFSE der US-Luftwaffe 2025 Aircraft: www.au.af.mil/au/2025/navbar.htm

High Frequency Active Auroral Research Program Ominöses Strahlungsexperiment im hohen Norden www.haarp.alaska.edu

Das ENMOD-Abkommen www.sunshine-project.org/enmod/primerindex.html

Umweltmodifikationen nach dem Kalten Krieg www.edmonds-institute.org/pimiento.html

Weather Modification Inc. Ein US-Unternehmen, das Regen macht und Hagel verhindert www.weathermod.com

Regen für die Vereinigten Arabischen Emirate www.rap.ucar.edu/projects/UAE

Literaturtipp

Uwe Schulte Streit um heiße Luft – Die Kohlendioxid-Debatte

S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2003. 200 Seiten, 8 Abbildungen, 23 Tabellen. Kartoniert. 19,80 Euro ISBN 3-7776-1186-7

Jahrhunderthochwasser, Sturmfluten und lauwarme Winter – das Klima ist aus den Fugen geraten, denn der Mensch bläst zu viel Kohlendioxid in die Luft. Das behaupten zumindest einige Wissenschaftler, und die Politik hat sich ihnen angeschlossen.

Doch lassen sich Klimaschwankungen so einfach erklären? Bei näherer Betrachtung kommen Zweifel auf: Das Kohlendioxid kann nicht der einzige Übeltäter sein. Und dass wir auf eine menschgemachte Klimakatastrophe zusteuern, ist keineswegs bewiesen.

Atlantropa

Der Münchner Regierungsbaumeister Hermann Sörgel (1885 – 1952) plante in den Zwanzigerjahren, durch Staudämme an der Meerenge von Gibraltar und den Dardanellen das Mittelmeer langsam auszutrocknen. Afrika und Europa hätten gleichsam zu "Atlantropa" fusioniert.

Die großen afrikanischen Flüsse wollte er zu riesigen Binnenseen aufstauen und nach Norden umleiten. Ziel war es, das tropische Klima erträglicher und die Wüste fruchtbar zu machen. Es ist nichts daraus geworden, wie aus vielen Ideen, das Wetter zu ändern.

"In Europa ist schlechtes Wetter der größte Feind von Luftoperationen." General Eisenhower im Zweiten Weltkrieg

1977 wurde von den Vereinten Nationen das Umweltkriegsverbotsabkommen ENMOD (Environmental Modification) erarbeitet, das militärische Eingriffe in die Umwelt und das Wetter für unrechtmäßig erklärte.

Am 8. Mai 1995 nahm ein großes Tiefdruckgebiet Kurs auf Moskau und bedrohte mit seinem Regen die große Militärparade zum Jahrestag der Kapitulation Deutschlands. In der Nacht zuvor stiegen sieben Spezialflugzeuge in den Himmel und impften die Regenfront. Die Veteranen konnten trockenen Fußes feiern.

Schon 1950 versuchte man in den USA aufziehende Wirbelstürme zu verhindern, indem man das Meer mit Aluminiumpulver bestreute. Durch die Reflexion sollte das Wasser kälter bleiben und damit den Stürmen die Energie entziehen.

Das könnte Sie auch interessieren

Laut Siebenschläferregel: heiß und trocken

Wie wird der Sommer?

Klimawandel und Gesundheitsrisiken

Wenn uns das Wetter nicht kalt lässt

Metallorganisches Gerüst (MOF) lässt Wasser kondensieren

Heiße Luft als Wasserressource

Auf milden Januar folgt oft ein milder Februar

Wie wird das Wetter?

Die SARS-CoV-2-Übertragung über Aerosole rückt zunehmend in den Fokus

Nicht nur Tröpfchen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.