DAZ.TV zu Vorgängen im BMG

ABDA räumt Fehler im Umgang mit Apotheke adhoc ein

Berlin - 13.12.2012, 12:44 Uhr


Im Zusammenhang mit den Berichten über den Spionage-Fall im Bundesgesundheitsministerium beschäftigen sich immer mehr Publikumsmedien mit den Beziehungen und Verflechtungen des Branchendienstes Apotheke adhoc zur Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Auch der frühere ABDA-Sprecher Thomas Bellartz gerät in den Fokus der Medien.

„Der Maulwurf hat geliefert“, beginnt in der heutigen Ausgabe der „Berliner Zeitung“ ein umfangreicher Bericht über den Spionage-Fall. Weiter heißt es dort: „Am 15. Juni 2010 erschien auf dem Internetportal ‚apotheke adhoc‘ eine Meldung mit der Überschrift: ‚Apotheken werden zur Beratung verpflichtet‘“. Dieser Entwurf der Apothekenbetriebsordnung sei noch nicht einmal Minister Daniel Bahr bekannt gewesen. Der wunderte sich, zog diese Fassung komplett zurück und schaltete im September die Staatsanwälte ein.

Auch die „Süddeutsche Zeitung“ befasst sich heute ausführlich mit dem Fall und weist auf Zusammenhänge zum ehemaligen ABDA-Sprecher hin: „Den extrem gut informierten Online-Dienst Apotheke adhoc hatte die Kommunikationsagentur El Pato gegründet. ‚El Pato‘ ist Spanisch für ‚die Ente‘.“ An El Pato sind Bellartzs Lebensgefährtin und ein Geschäftspartner beteiligt. Der Firmenname setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen der El Pato-Gründer Elke Hinkelbein, Patrick Hollstein und Thomas Bellartz.

Obwohl die ABDA offiziell nicht wissen will, gegen wen die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt, räumte jetzt auch der designierte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erstmals Fehler bei der Konstruktion des Arbeitsverhältnisses des früheren ABDA-Sprechers Thomas Bellartz ein, der gleichzeitig Mitbegründer des Onlineportals Apotheke adhoc ist: „Es ist zuzugeben, wir würden heute sicherlich keine in dieser Art und Weise weitgehende Ermächtigung erteilen.“ (Siehe auch DAZ.TV)

„Wir haben das Thema journalistische Nebentätigkeiten unseres Pressesprechers und in Bezug auf Apotheke adhoc möglicherweise unterschätzt“, so Friedemann Schmidt, der im Jahr 2007 bereits als stellvertretender Vorsitzender in der ABDA Verantwortung mitgetragen hat, mit Blick auf mögliche Interessenkonflikte. „Wir waren 2007 in einer sehr schwierigen Situation“, so Schmidt als Erklärung. Beim Pressesprecherposten gab es damals eine „unerwartete Vakanz“.

Auch in Bezug auf bisher nur vermutete wirtschaftliche Verflechtungen zwischen ABDA und Apotheke adhoc setzt der designierte ABDA-Präsident ein Zeichen der angekündigten neuen Transparenz im Apothekerhaus. Ja, der frühere ABDA-Sprecher Thomas Bellartz habe zu Apotheke adhoc eine „dienstliche Verbindung“ unterhalten und beispielsweise den Faxversand der ABDA ebenso gegen Bezahlung übernommen wie den Versand von Pressemitteilungen. Schmidt: „Die ABDA hat Apotheke adhoc, das kann man heute feststellen, als Dienstleister in Anspruch genommen bis zum Jahr 2011 für Dienstleistungen verschiedener Art.“

Beobachtern war schon damals aufgefallen, dass der Branchendienst die Politik der ABDA und ihres Präsidenten Heinz-Günter Wolf weitgehend von Kritik aussparte. Das änderte sich erst, nachdem der heutige ABDA-Sprecher Florian Martius im Januar 2012 seinen Dienst antrat und die Verbindungen zu Apotheke adhoc kappte.

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Lothar Klein/Juliane Ziegler


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